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21.01.2022

Ein Werk im Umbruch

Seit Jahrzehnten stellt das Werk in Erfurt hochwertige Milchprodukte her. Bald laufen auch vegane Produkte vom Band. Warum das so wichtig ist und wie es umgesetzt wird, berichtet Projektleiterin Nina Rempe, die das Projekt begleitet.

Pflanzliche Alternativen werden nun Teil der Produktwelt – schwenkt DMK komplett auf vegane Angebote um?

Nein, die Verarbeitung der Kuhmilch unserer Landwirte ist und bleibt das Kerngeschäft von DMK. Wir leben und lieben unseren Rohstoff, weil kein anderes Lebensmittel eine so hohe Vielfalt und ausgewogene Ernährung sicherstellt. Allerdings beobachten wir, dass sich insbesondere die jüngeren Verbraucher immer stärker für vegane Produkte interessieren. Ob wir das als traditionsreiche Molkerei gut finden oder nicht spielt keine Rolle. Es ist Fakt. Deswegen haben wir Milch-Alternativen entwickelt, für die wir uns den Markt genau angesehen haben. DMK ist nicht Treiber der rasanten veganen Entwicklung, sondern nutzt dies als Wachstumschance am Markt.

Welche veganen Lebensmittel werden in Erfurt hergestellt?

Wir haben aktuell ein Reisdessert, einen Schokoladen- und einen Vanillepudding entwickelt. Der Vorteil an unserem Standort ist, dass wir einerseits Expertinnen und Experten für die Milchproduktion haben. Zum anderen müssen wir die Produktionskette nicht komplett verändern. Das Reisdessert enthält nun Kokosfett statt Milch und die Puddings erhalten als Grundlage glutenfreien Hafer.

Sie nutzen dieselben Maschinen für die Produktion der Milchprodukte?

Teilweise. Sämtliche Anlagenkomponenten werden intensiv gereinigt, bevor es zum Produktionswechsel kommt. Deswegen sprechen wir auch von einer hybriden Produktion. Wir wollen unsere jetzigen Anlagen bestmöglich nutzen. Das klappt auch mit einem peniblen Allergenmanagement.

Muss die Ware entsprechend gekennzeichnet werden?

Ja, wo erforderlich, werden die Rohwaren, Halbfabrikate und Endprodukte mit dem Hinweis „Kann Spuren von Milch enthalten.“ deutlich gekennzeichnet, um Verwechslungen zu vermeiden. Auch die Produktionsmitarbeiter werden in Schulungen darauf sensibilisiert. Außerdem sind zum Beispiel unsere Markenprodukte extern zertifiziert und werden auf dem Verpackungsdesign das V-Label tragen.

Wir profitieren bei der Entwicklung unserer Produkte sehr stark von der langjährigen Erfahrung unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen,

Nina Rempe, Projektleiterin bei DMK.

Wie erhält DMK ein solches Zertifikat?

Wir müssen nachweisen, dass unsere Produkte ausschließlich aus veganen Zutaten bestehen und wir bei der Herstellung keine tierischen Hilfsstoffe verwenden.

Wie gelingt guter Geschmack bei veganen Desserts?

Wir achten natürlich darauf, welche pflanzlichen Rohstoffe zu welchem Produkt passen. Nicht jeder ist für jede Produktkategorie gleichermaßen geeignet. Hafer passt sehr gut zum Pudding, da er getreidig und süßlich schmeckt – für ein würziges Produkt ist er deswegen aber weniger geeignet. Kokosfett ist als Grundlage für unsere Desserts ideal, da es anders als Olivenöl Bitternoten in niedrigen Mengen enthält. So kann sich der Geschmack der anderen Zutaten besser entfalten. Wir profitieren bei der Entwicklung unserer Produkte sehr stark von der langjährigen Erfahrung unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die sich seit vielen Jahren mit dem Thema Geschmack bei Milchprodukten beschäftigen. Sie können ihre Expertise sehr gut für vegane Produkte anwenden.

Vor welcher Herausforderung standen Sie bei der Entwicklung der Produkte noch?

In der Herstellung unseres veganen Puddings mit pflanzlichen Zutaten müssen wir Fett hinzugeben, was die Milch von Natur aus schon mitbringt. Die Mischung muss stimmen, damit sich an der Oberfläche des Desserts keine unappetitlichen Schlieren bilden. Aber das hatte unsere Forschung und Entwicklung schnell raus.

„Wir sind ein eingespieltes Team: In Zusammenarbeit mit der Produktentwicklung und der Produktion hatten wir die Anlage nach nur zwei Durchläufen erfolgreich auf vegane Produktion umgestellt. Anfangs war ich skeptisch, ob veganer Pudding schmeckt, aber das neue Produkt hat mich voll überzeugt.“

Marco Wandrowec, Teamleiter Werk 2

Die Mitarbeiter haben sich bisher nur mit Milchprodukten beschäftigt – wie haben sie auf die veganen Produkte reagiert?

Als tägliche Verwender unserer Milchprodukte waren wir zuerst natürlich alle skeptisch. Wie kann ein veganes Produkt

vergleichbar mit unseren Milchprodukten werden und wie werden wir hier unseren eigenen Ansprüchen an die Sensorik gerecht? Dann haben wir den ersten Löffel pflanzlichen Nachtisch aus unserer Produktion verkostet - das war schon aufregend - und es schmeckt super! Jeder im Werk hat jetzt so seine Favoriten. Ich kann verraten, dass der Schoko-Pudding meiner ist.

Bisher gab es nur Testläufe, wann kommen die Produkte ins Regal?

Wir stehen jetzt kurz davor, die ersten veganen Produkte in die Erstproduktion zu geben. Die Produkte unter der Marke MILRAM werden dann im März in den Regalen des klassischen Einzelhandels zu finden sein.

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