"Wir möchten selbst am Marktgeschehen teilnehmen."
Wie das Festpreismodell Fixed Price zum festen Bestandteil im Alltag eines Landwirts wurde.

Es ist Dienstagvormittag: Ein Handelstermin auf Fixed Price, DMKs Onlineplattform zur Festpreisabsicherung steht an. Im niedersächsischen Oldendorf bei Stade bereitet sich Landwirt Söhnke Schlichtmann darauf vor, einen Teil seiner Milchmenge zum Festpreis anzubieten. Zu Beginn noch neu und aufregend, ist der eigenverantwortliche Handel mit Milch an jedem zweiten und vierten Dienstag im Monat für ihn inzwischen zur Routine geworden.

Näher am Marktgeschehen

Unter Mitwirkung einer Pilotgruppe, zu der auch Söhnke Schlichtmanns Vater Hermann gehörte, wurde Fixed Price entwickelt – ein einfaches, sicheres und kontinuierliches Absicherungsmodell für alle Genossenschaftsmitglieder. Söhnke Schlichtmann ist ein Landwirt der ersten Stunde von Fixed Price und sichert seitdem regelmäßig Teile seiner Milchmenge zum Festpreis auf der Onlineplattform ab, wenn das Preisniveau in seine Absicherungsstrategie passt. „Mein Vater und ich hatten uns bereits vor einigen Jahren mit dem Thema Börsenhandel beschäftigt, um die Milch eigenverantwortlicher zu vermarkten“, erklärt der 40-Jährige. Er wolle nicht mehr nur Lieferant sein, der zu vorgegebenen Konditionen liefert, sondern auch selbst am Marktgeschehen teilnehmen. „Dabei haben wir aber schnell festgestellt, dass der selbständige Handel mit Milch an der Börse ein sehr komplexes Thema ist und wir für die Realisierung große Mengen an Liquidität vorhalten müssen.“ Für seinen Betrieb war das nicht praktikabel. „Deshalb haben wir uns gefreut, dass unsere Molkerei sich des Themas angenommen hat und wir in der Pilotgruppe bei der Entwicklung mitwirken konnten.“

Natürlich beschäftigt er sich dennoch kontinuierlich mit dem Thema und bereitet sich ausgiebig auf die Handelstermine vor, die an jedem zweiten und vierten Dienstag im Monat stattfinden.

„Es ist klasse, dass die Angebotsabgabe bis 22 Uhr möglich ist.”

Einfache Prozesse

Inzwischen hat sich aber eine gewisse Routine eingespielt: Er kennt die Produktionskosten des rund 530 Kühe umfassenden Betriebs genau, liest die Fachpresse, beobachtet den Kieler Börsenmilchwert und überprüft diesen am Morgen eines Handelstages noch einmal, bevor er für sich selbst abwägt, ob die auf Fixed Price angebotenen Preise für seinen Betrieb attraktiv sind. Dabei steht für ihn nicht unmittelbar die Erzielung von Höchstpreisen im Vordergrund, sondern vielmehr die Planungssicherheit und der Ausgleich in der Differenz von Spitzen und Tälern beim Milchpreis, die ihm ein Festpreis in Zeiten extrem schwankender Märkte bietet. Parallel macht auch sein Vater diese Überlegungen und so beraten sich die beiden in der Mittagspause, kontaktieren in Einzelfällen noch ihren Unternehmensberater, treffen dann eine Entscheidung und geben im Laufe des Tages online ein Angebot ab. „Es ist klasse, dass die Angebotsabgabe bis 22 Uhr möglich ist, so sind wir absolut flexibel“, sagt er. „Da die Plattform einfach aufgebaut und für jeden verständlich ist, braucht dieser Teil insgesamt wenig Zeit.“

Mehr Planungssicherheit

Auf diese Weise habe er das Thema dann schnell wieder aus dem Kopf und könne sich auf andere Aufgaben konzentrieren. Denn so wichtig es für Söhnke Schlichtmann auch ist, sich mit dem Thema Milchmarkt zu beschäftigen und sich Gedanken um sein Einkommen zu machen – die tägliche Arbeit auf dem Hof darf dabei nicht zu kurz kommen. Und genau das macht Fixed Price attraktiv für ihn: „Ich beschäftige mich zweimal im Monat intensiv damit, während ich beim völlig selbständigen Handel an der Börse ständig die Kurse verfolgen müsste. Das wäre zu nervenaufreibend.“ Bei Fixed Price müsse er zwar abwarten, wie viel von der angebotenen Menge tatsächlich abgesichert wird, er weiß aber, dass der Preis steht und er genau diesen auf seiner Milchgeldabrechnung des entsprechenden Monats wieder finden wird. Ohne sonstige Kosten oder Abzüge.

Eigenverantwortliches Handeln

Der auf Fixed Price angebotene Festpreis ersetzt den DMK-Grundpreis und wird für die tatsächlich gelieferte Milchmenge im vereinbarten Liefermonat bezahlt. Das bedeutet, dass alle betriebsindividuellen Preiskorrekturen, Zu- und Abschläge, zum Beispiel Fett- und Eiweißkorrektur, dem Festpreis hinzugerechnet werden müssen. Alle sonstigen Systemkosten, die unter anderem durch die Absicherungsgeschäfte entstehen, aber auch Finanzierungskosten und Basisrisiko preist DMK in das Festpreisangebot ein. Dadurch tragen die Milcherzeuger ohne Absicherung keine weiteren Kosten. Seinen Berufskollegen empfiehlt er, sich mit dem Thema Absicherung auseinanderzusetzen: „Davor braucht man wirklich keine Angst zu haben. Man kann sich vorsichtig herantasten und dann für sich entscheiden, ob man Mengen anbieten möchte. Eine Garantie für hohe Preise ist es nicht, aber ein Hilfsmittel zur Absicherung.“

„Man kann sich vorsichtig herantasten und dann für sich entscheiden, ob man Mengen anbieten möchte.”

Ausgleich von Schwankungen

Auch im Hinblick auf Investitionen sei eine Teilnahme sinnvoll: „Die Banker sehen es positiv, dass man sich mit dem Thema beschäftigt und eine Sicherheit vorweisen kann, mit der man die laufenden Kosten des Betriebs aber auch Tilgungen bezahlen kann. Das ist eine gewisse Sicherheit, die wir Milcherzeuger auch in Zukunft brauchen.“ Vor 20 Jahren, sagt der Landwirt, gab es konstante Milchpreise, heute sind sie sehr schwankend. „Fixed Price hilft uns dabei, genau diese Schwankungen auszugleichen.“