Lesen Sie zu dem Thema doch mal das Buch „Factfulness“ von Hans Rosling, einem schwedischen Professor für Global Health. In dieser Kolumne geht es ja fast immer um die Themen Fußball und Ernährung. Auch dort passen häufig subjektive Wahrnehmung und Realität nicht ganz zusammen. Oder Wunsch und Wirklichkeit! Und auch dort begegnet uns der Satz von der vermeintlich besseren Vergangenheit. Schauen wir auf Lebensmittel, müssen wir aber feststellen, dass heutzutage viele Erwartungen dazugekommen sind, die früher nicht von Bedeutung waren: Lebensmittel sollen heute nicht nur satt machen, sondern müssen schmecken, cool aussehen, gesund und noch nachhaltig produziert sein. Objektiv sind unsere Lebensmittel heute sicher auch besser und vielfältiger als früher – aber fühlt es sich immer so an?
„Manchmal sind zu viele (Wahl-) Möglichkeiten eben eher verwirrend.“
– Marco Bode, Fußball-Europameister
Genauso im Fußball: Die Stadien sind sicherer und moderner, die mediale Aufbereitung des Sports ist viel professioneller geworden, es fallen mehr Tore und das Spiel ist attraktiver geworden. Trotzdem haben wir manchmal das Gefühl, früher habe es mehr Spaß gemacht, es wäre spannender gewesen und es habe auch mehr „Typen“ als heute gegeben! Die Wahrheit ist wohl, dass uns unsere Erinnerung manchmal einen Streich spielt und wir positive Erinnerungen überbewerten und Negatives eher vergessen haben. Andererseits ist aber unsere subjektive Wahrnehmung auch nicht völlig falsch. Im Fußball ist manches ungerechter geworden, das Geld hat zu viel Bedeutung bekommen und der Wettbewerb wurde dadurch vorhersehbarer. Und auch bei den Lebensmitteln führen immer mehr Optionen und Möglichkeiten nicht immer zu mehr Zufriedenheit. Manchmal sind zu viele (Wahl-) Möglichkeiten eben eher verwirrend und machen uns Angst. Weniger ist halt gelegentlich mehr. Trotzdem sollten wir uns nicht vormachen, dass die Vergangenheit das erstrebenswerte Ziel ist, sondern möglichst rational entscheiden, wie wir wirklich leben wollen.