Unser Jahr 2023 - Im Interview mit Ingo Müller
In einem Jahr, das von extrem volatilen Märkten und Herausforderungen auf der Kostenseite geprägt war, hat die DMK Group gezeigt, wie wichtig Teamgeist ist und dass ein gemeinsames Ziel, Anpassungsfähigkeit und Innovation heute wichtiger denn je sind.

In diesem Interview blickt CEO Ingo Müller auf das Jahr 2023 zurück und erläutert, wie sich die DMK Group ihren Herausforderungen gestellt und dabei die selbstgesteckten strategischen Ziele fest im Blick behalten hat. Dabei spricht er auch über die immens wichtige Rolle vom #teamdmk und zeigt auf, welche Bedeutung nachhaltiges Handeln und der Wille zur Veränderung für den Unternehmenserfolg haben.  Dazu erläutert er auch den Umgang der DMK Group mit steigenden Anforderungen im Ernährungsbereich, die nachhaltigen Transformation der Landwirtschaft und die Umsetzung effektiver Klimaschutzmaßnahmen.


Herr Müller, wie würden Sie das Jahr 2023 für die DMK Group beschreiben und was waren die größten Herausforderungen dabei?


Ingo Müller: 2023 sind wir hinter unseren Möglichkeiten zurückgeblieben. Da gibt es keine zwei Meinungen.  Faktoren, wie sich nach dem Rekordjahr 2022 wieder drehende Märkte, belastende Einmaleffekte und weiterhin herausfordernde gesamtgesellschaftliche Rahmenbedingungen kamen hier zusammen. Marktverwerfungen, mit denen wir 2023 konfrontiert waren, habe ich in 30 Jahren Milchwirtschaft noch nicht erlebt. Zwar war schon Ende des Rekordjahres 2022 abzusehen, dass die Marktpreise deutlich nachgeben und die Verwertungen sinken. Unsere Reaktion darauf war rückblickend zu verhalten. Hinzu kam, dass die Märkte extrem volatil waren und es eine enorme Abwertung unserer Lagerbestände - gerade bei Käse - gab.


Wie gehen Sie mit Herausforderungen dieser Art um?


Ingo Müller: Eines vorneweg: zu sehen, dass wir unser Ziel verfehlt haben und als Gesamtorganisation nicht dort stehen, wo wir hinwollten, trifft mich persönlich sehr. Und einfach weitermachen, als wäre nichts gewesen – das war noch nie unser Stil und damit fangen wir auch jetzt nicht an. Wir haben uns genau angeschaut, wo wir nachjustieren müssen und haben an den entsprechenden Stellschrauben gedreht.  Und ja, das beinhaltet leider auch der Abbau von Produktionskapazitäten in Folge der durch Kündigungen verringerten Milchmenge. Mittlerweile haben wir wieder Fahrt aufgenommen und die eingeleiteten Maßnahmen entfalten spürbar ihre Wirkung. Wir haben in den Jahren 2019 bis 2022 eindrucksvoll bewiesen, dass unsere Agenda 2030 der absolut richtige Weg ist, und auf diesem Weg gehen wir als Team mit unseren strategischen Zukunftsthemen konsequent weiter.


Welche Rolle spielt das Team DMK dabei?

Ingo Müller: All unsere Landwirte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, egal ob auf den Höfen, in den Werken oder in der Verwaltung, sind das Rückgrat unseres Unternehmens. Ihr Engagement und ihre Bereitschaft auch immer wieder die sogenannte Extrameile zu gehen, sind der Grund, warum wir auch in herausfordernden Zeiten unseren Weg nicht aus den Augen zu verlieren. Besonders stolz bin ich auf den Zusammenhalt. Das ist etwas, was die DMK Group besonders auszeichnet, und ich bin überzeugt, dass Teamgeist und die hohe Motivation unserer Mitglieder und Belegschaft unverzichtbare Faktoren für unseren Unternehmenserfolg sind. Das gilt in guten Zeiten, aber besonders auch in schwierigen. Das hat unser letztes Jahr deutlich gezeigt. Und dafür bin ich sehr dankbar.


Was macht Sie sicher, dass sich ein Jahr wie 2023 nicht wiederholt?

Ingo Müller: Die letzten Jahre haben gezeigt, dass man immer wieder mit den unwahrscheinlichsten Entwicklungen rechnen muss und eben nichts vollständig sicher oder vorhersehbar ist.  Auch wenn wir uns das alle wünschen würden. Ich halte es für wichtig, Dinge, die nicht so gelaufen sind, wie man es sich vorgestellt hat genau anzusehen, um schnell daraus zu lernen. Das haben wir in Bezug auf 2023 getan und sehen, dass unsere eingeleiteten Gegenmaßnahmen wirken. Konkret lässt sich das auch an unserer steigenden Milchpreiskurve ablesen. Jetzt setzten wir alles daran, wieder an die vorangegangenen, erfolgreichen Jahre anzuknüpfen.

Welche Ziele neben innovativen Lösungen und einer Effizienzsteigerung hat sich die DMK Group noch für die kommenden Jahre gesetzt?

Ingo Müller: Unsere langfristigen Ziele sind in unserer „Vision 2030“ klar definiert. Wir stellen Wertschöpfung vor Wachstum und wollen als Vorreiter in der Milchwirtschaft agieren und dabei auch unsere Nachhaltigkeitsstrategie konsequent umsetzen und voranbringen. Dazu gehört unter anderem die Reduktion von Treibhausgasemissionen und die Förderung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken. Mit Projekten wie den Net Zero Farms und dem Agrar-Klimacheck haben wir bereits wichtige Schritte unternommen. Zudem wollen wir unsere Produktpalette weiter diversifizieren. Hier möchte ich MILRAM hervorheben, das sich als starke Marke etabliert hat und sich gut entwickelt. Nicht zu vergessen das Thema Digitalisierung im Unternehmen, das wir weiter vorantreiben.

Stichwort Nachhaltig: Welche Bedeutung hat das Thema für DMK?

Ingo Müller: Um unsere langfristigen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, haben wir in unserer „Vision 2030“ vier Handlungsfelder identifiziert und setzen entsprechende Maßnahmen auf den Höfen, in unseren Werken und entlang der gesamten Lieferkette um. Unser Ziel bei allen Projekten ist es, Maßnahmen so aufzusetzen, dass sie auch in der Fläche adaptiert werden können. Dabei wollen wir nicht nur auf uns als Unternehmen schauen, sondern auch Branchenarbeit leisten und andere an unserem Wissen teilhaben lassen. Nachhaltigkeit ist für DMK kein „Nice to have“, sondern das Gebot der Stunde.

Welche konkreten Maßnahmen werden aktuell umgesetzt?

Ingo Müller: Zu den großen Projekten gehört zum Beispiel das von der EU-Kommission unterstützte Programm „B-WaterSmart“, das eine Methode erforscht, um Wasser aus Milch zurückzugewinnen. Ziel ist es, im DMK-Werk in Edewecht pro Jahr 600.000 m³ Brüdenkondensat aufzubereiten und dieses als Trinkwasserersatz zu nutzen. 
An unserem Produktionsstandort Edewecht fokussieren wir uns zudem auf die energieeffiziente Nutzung von Abwärme. Durch diese Maßnahme werden jährlich 24.800 MWh Erdgas und 200 MWh Strom eingespart, was zu einer signifikanten Reduzierung von CO₂-Emissionen beiträgt​. 
Ein weiterer wichtiger Beitrag zu mehr Klimaschutz ist ganz aktuell auch unsere neue Fahrzeugflotte. Wir tauschen all unsere Milchsammelwagen aus und stellen auf Bio-LNG als Treibstoff um. So sparen wir järlich 13.500 Tonnen CO2 ein. Mit unserer eigenen Tankstelle erleichtern wir auch externen Spediteuren die Umstellung. 
Und auch unser „Net Zero Projekt“ spielt für unsere „Vision 2030“ eine enorme Rolle, denn die landwirtschaftlichen Betriebe machen rund 80% der bei DMK anfallenden Emissionen aus. Auf vier Pilotbetrieben e in Deutschland und den Niederlanden erproben wir verschiedene Maßnahmen für eine klimafreundliche Landwirtschaft, an denen perspektivisch all unsere Höfe partizipieren sollen.

Welchen Einfluss haben sich verändernde Ernährungsgewohnheiten auf die DMK Group und welche Trends sehen Sie da aktuell?

Ingo Müller: Essen ist für viele Menschen ein wichtiger Ausdruck des eigenen Lebensstils, vor allem wenn es um gesunde und nachhaltige Ernährung geht.  Verbraucherinnen und Verbraucher suchen nach hochwertigen Lebensmitteln, die auf der einen Seite für persönlichen Genuss stehen, auf der anderen Seite aber klimafreundlich und nachhaltig hergestellt wurden. Als DMK Group haben wir diese Entwicklung verbunden mit langfristigen Trends im Blick und leiten auch daraus Maßnahmen ab, um ihnen zu begegnen. Wir sind Milchexperten, aber wir können auch pflanzlich. Milchprodukte und pflanzliche Alternativen schließen einander nicht aus. Vielmehr ergänzen sie sich und bieten Konsumentinnen und Konsumenten die Möglichkeit, ihren Ernährungsgewohnheiten entsprechend einzukaufen. 
Bei DMK übersetzen wir dies mit einem breiten Portfolio, in dem milchbasierte und pflanzliche Produkte nebeneinanderstehen. Damit bieten wir gerade probierfreudigen Konsumenten, wie z.B. Flexitariern, eine Wahlmöglichkeit innerhalb unseres eigenen Angebots und damit Produkte, die perfekt zu ihrem Leben passen.

Wie geht es in den nächsten Jahren mit der DMK Group weiter?

Ingo Müller: Unsere Vision 2030 war, ist und bleibt für uns der richtige Weg. Und auf diesem Weg gehen wir mit unseren strategischen Zukunftsthemen konsequent weiter.  Wir haben uns als DMK erst 2018/2019 strategisch neu aufgestellt haben. Und weil wir einen so enormen Transformationsprozess durchlaufen, ist es wichtig, all unsere internen und externen Zielgruppen auf dieser Reise mitzunehmen und so zu kommunizieren, wie wir das seit 2018 tun. Denn unsere Transformation betrifft Abläufe, Sortimente und auch unser Handeln und unsere Werte. Wir haben die ersten fünf Jahre hinter uns. Von diesen Jahren sind vier gut bis sehr gut gelaufen, wir haben die meisten unserer gesteckten Zwischenziele erreicht. Und ja: ein Jahr haben wir nicht abgeliefert.  
Das will natürlich keiner, aber wir sind nicht die ersten oder gar einzigen, denen das passiert. Wichtig ist in solchen Situationen, die Ursachen im Detail zu analysieren, es besser zu machen und Verantwortung zu übernehmen. Genau das ist passiert. Und das ist erst der halbe Weg. Es liegen sechs weitere Jahre vor uns, um unsere Agenda 2030 erfolgreich zu Ende zu bringen. Der Weg ist absolut richtig.