„Ich habe zwei Leben. Im einen bin ich Milchsammelwagenfahrerin und arbeite in der Nachtschicht von 18 bis 6 Uhr morgens. Im anderen bin ich Landwirtin. Da beginnt der Tag um 6 Uhr: Während meine Schwiegereltern das Melken übernehmen, kümmere ich mich um das Tränken und Füttern der Kälber. Ich mache das immer an meinen freien Tagen, weil es mir Freude macht und ich in der Landwirtschaft aufgewachsen bin. Möglich wurde die Kombination beider Tätigkeiten durch eine schrittweise Reduzierung meiner monatlichen Arbeitszeit von 200 Stunden auf 80 Stunden. Dies hat DMK problemlos möglich gemacht. Ursprünglich war es gar nicht mein Plan, noch zusätzlich Landwirtin zu sein. Ich arbeite seit Februar 2016 für DMK und holte dort seit einiger Zeit die Milch von einem Betrieb ab, ohne dass ich dem Landwirt je begegnete – bis zu dem Tag, an dem sich in seinem Heimatort ein Verkehrsunfall ereignete. Da er Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr war und ist, übernahm er in dieser Nacht die Verkehrsabsicherung auf der örtlichen Kreisstraße. Ich war eine der Glücklichen, die die Einsatzstelle nicht rechtzeitig passieren konnten, und so kam ich in ein längeres Gespräch mit ihm, an dessen Ende er mich zum Abendessen einlud. Die Folge: Seit 2019 bin ich mit diesem Landwirt verheiratet. Mein ‚Doppelleben‘ hat viele Vorteile: Einerseits genieße ich bei DMK den Kontakt zu meinen Arbeitskollegen in der Milcherfassung und zu den Milcherzeugern. Andererseits habe ich als Landwirtin die Möglichkeit, meinen Alltag noch flexibler zu gestalten und etwas für mich und meiner Familie zu tun. Für beide Jobs gilt: Ich trage dazu bei, hochwertige Lebensmittel zu produzieren und sichere die Lebensmittelversorgung. Das und die Tatsache zwischendurch meine eigene Chefin zu sein, empfinde ich als sehr sinnstiftend.“
„Die Elternzeit verläuft so ganz anders als mein Berufsleben, man kann sagen, es war eine Art Vollbremsung. Den ganzen Tag beruflich beschäftigt zu sein und nun plötzlich die Dinge nicht mehr planen und steuern zu können, war für mich die größte Herausforderung als Mutter. In meinem Job hatte ich mir einen straffen Tagesplan auferlegt. Jetzt in der Elternzeit gibt mein Sohn den Tagesablauf vor und es braucht Spontanität und Flexibilität, um etwas zu erledigen. Meinen Sohn und die Familie ganz bewusst in den Fokus zu rücken und die gemeinsame Zeit intensiv zu nutzen, lebe ich während der Elternzeit voll aus.
Alle Mütter und Väter kennen es doch, dass die Betreuung eines Kindes in manchen Phasen anstrengend und nervenaufreibend ist. Andererseits erhält man von keiner anderen Person so ehrliches Feedback. Sich an den Entwicklungsfortschritten zu erfreuen und von Herzen zu lachen, macht diese Zeit zu einer ganz besonderen. Dennoch vermisse ich meinen Job und plane maximal ein Jahr Elternzeit ein, um Anfang Februar 2024 wieder in Teilzeit zu starten. Währenddessen bin ich nicht untätig: In diesem Jahr werde ich an Workshops oder Offsites zur Planung des Jahres 2024 teilnehmen. Ich freue mich, während der Elternzeit aktiv im Austausch mit meinen Kollegen zu sein. So bleibe ich über Themen, die nach meiner Rückkehr wichtig sind, informiert. Ebenso freue ich mich darüber, dass viele Projekte, für die ich verantwortlich war, während meiner Elternzeit weiterentwickelt wurden.
Ich habe mich lange damit beschäftigt, wie mein Job aussehen wird, wenn ich Mutter bin oder ob ich ihn überhaupt noch ausüben kann. Wie werde ich sowohl meinem Kind als auch dem Job gerecht? Ich glaube es ist wichtig, frühzeitig in die Kommunikation zu gehen. Damit ich mich auch weiterhin um meinen Sohn kümmern kann, stand von Anfang an fest, dass ich in Teilzeit zurückkehren werde. Dies bedeutet, dass ich einen Teil meiner Aufgaben abgeben werde. Mein Anspruch ist es dennoch, nie stehen zu bleiben und immer neue Lösungen zu finden. Mein Team zu führen, ist für mich ein großes Privileg. Umso mehr freue ich mich, nach meiner Elternzeit den Kollegen wieder eine Orientierung für die strategische Ausrichtung unseres Bereiches zu geben. Mutter zu sein und gleichzeitig eine Karriere zu verfolgen, sind immer noch Dinge, die in der Gesellschaft sehr kontrovers diskutiert werden. Die Vereinbarkeit von Kind und Karriere war lange ein Thema, das mich umgetrieben hat. In meiner Partnerschaft war mir Gleichberechtigung immer wichtig und dass beide Verantwortung tragen. Mein Mann und ich haben daher entschieden, dass wir beide nach der Elternzeit in Teilzeit gehen und uns die Betreuung unseres Sohnes teilen. Das DMK und meine Chefin Ines Krummacker zeigen mir bei all meinen Entscheidungen große Wertschätzung und reagieren flexibel und kreativ auf die zukünftige Jobgestaltung."