In wenigen Sekunden eine Entscheidung fällen: Das war eine zentrale Herausforderung im Job von Peter Gagelmann als Bundesliga-Schiedsrichter. Was es in seinen Augen braucht, um gute Entscheidungen zu treffen – darüber sprach der ehemalige Unparteiische im Podcast „Denkfutter“ mit Fußball-Europameister Marco Bode und DMK-Kommunikationschef Oliver Bartelt.
Nicht nur im Berufsalltag eines Schiedsrichters, auch in Unternehmen gehören Entscheidungen zum Tagesgeschäft. Ob es um die Priorisierung von Aufgaben, Projektbudgetierung oder die Entwicklung neuer Produkte geht – ständig sind Mitarbeitende und Führungskräfte gefordert, fundierte und oft auch schnelle Entscheidungen zu treffen. Das gilt auch für DMK. Dabei geht es um fachliche Abwägungen, aber auch um Verantwortung, Erfahrung und den Austausch im Team. Für Peter Gagelmann etwa war die Kommunikation mit seinen Assistenten immer extrem wichtig: „Es ist super, in einem ganz kurzen Zeitraum zur Entscheidungsfindung nochmal eine andere Meinung zu hören.“ Und er ergänzt: „Der Teamgedanke ist für mich mit das Wichtigste, dass ich nur im Team gute Entscheidungen treffe, denn wenn ich mich im Team wohlfühle, ein gutes Team habe, die anderen mit mir harmonieren, dann kann ich auch gute Entscheidungen treffen.“ Und dann gehe es darum, als Hauptschiedsrichter Verantwortung für diese Entscheidung zu übernehmen und auch dazu zu stehen – egal, was auf dem Platz passiert.
Für Führungskräfte im Unternehmen heißt das: aktiv zuhören und die Perspektiven der Mitarbeitenden in die Entscheidungsfindung einfließen lassen – ohne sich dahinter zu verstecken. Voraussetzung für derartige Entscheidungsprozesse ist eine starke Diskussionskultur, also Räume, in denen offen gesprochen wird, ohne dass Meinungen sofort bewertet oder in eine bestimmte Richtung gelenkt werden. Und gleichzeitig ist eine funktionierende Fehlerkultur unerlässlich. Fehlentscheidungen dürfen nicht tabuisiert werden, sondern müssen reflektiert und als Lernchancen genutzt werden. Peter Gagelmann beschreibt es so: „Ein Schiedsrichter leitet seine Spiele mit seiner Erfahrung und mit den Fehlern, die er gemacht hat. (…) Wichtig und entscheidend ist, diese Fehler nicht zu wiederholen, sondern aus den Fehlern zu lernen. Und manchmal ist eben ein Fehler auch kein Fehler, sondern nur eine Auslegungssache, eine Empfindung oder Wahrnehmung.“
Und noch etwas braucht es, um fundierte Entscheidungen treffen zu können, sowohl auf dem Spielfeld als auch im Unternehmen – und das ist eine umfassende Vorbereitung. „Die Schiedsrichterteams bereiten sich intensiv auf ein Spiel vor, etwa auf bestimmte Spielerpaarungen, ob Spieler bereits verwarnt sind und anderes“, erläutert Peter Gagelmann. Vorbereitung heißt für ihn aber noch mehr, nämlich darauf vorbreitet zu sein, dass es auch Kritik an seiner Entscheidung geben wird. „Man steht mit einem Regelheft auf den Platz, aber hat immer auch einen gewissen Spielraum. Wenn ich als Schiedsrichter weiß, was nach der Entscheidung auf mich zukommt, wenn ich darauf vorbereitet bin, dann ist es wesentlich entspannter.“
Im Entscheidungsprozess hilft natürlich auch ein gewisser Erfahrungsschatz: Für Peter Gagelmann ist klar: „Erfahrung ist total wichtig, weil ich durch Erfahrung bessere Entscheidungen treffe, wenn es denn bessere und schlechtere Entscheidungen gibt“. Und es geht um Haltung: „Wenn ich eine entsprechende Körpersprache, eine Ausstrahlung und auch ein Image habe, so dass die Leute sagen `Wir vertrauen dem, der wird es schon machen, der wird auch nicht alles richtig machen, aber im Großen und Ganzen wird er einen guten Job machen`, dann kann man auch besser Entscheidungen treffen“, so Peter Gagelmann. Auf Unternehmen wie DMK übertragen heißt das: Es braucht das Vertrauen der Stakeholder, beispielsweise der Mitarbeitenden, um andere mitzunehmen, so dass sie die Entscheidung mittragen – und den dadurch entstandenen Weg mitgestalten.
Bleibt die Frage: Was ist eine gute und was ist eine schlechte Entscheidung? Und wer entscheidet überhaupt darüber, was richtig und falsch ist? Für Peter Gagelmann steht fest: „Das Leben ist nicht nur schwarz und weiß, sondern es ist manchmal sehr hellgrau und manchmal sehr dunkelgrau.“ Jede Entscheidung birgt Chancen und Risiken – und deshalb brauchen Entscheidungen auch Mut. Mut, den einen Weg zu wählen und gemeinsam mit dem Team zu gestalten.