Die Gretchenfrage
Ernährung ist im Wandel. Welchen Platz nimmt die Milch in ihr noch ein? Eine Bestandsaufnahme.

Kochshows im Fernsehen, Ernährungsinfluencer in den sozialen Netzwerken, Infos zum Lebensmittel per Smartphone – im Alltag steigt das Interesse an dem, was wir konsumieren. Es sind nicht nur neue Geschmacksideen und Foodtrends, die die Küche erobern, sondern auch die Art und Weise, wie wir auf die Lebensmittelproduktion blicken. Verbraucher achten nicht nur auf mehr Tierwohl und einen nachhaltigeren Umgang mit Mutter Erde. Es ist auch die Gesundheit, die eine immer größere Rolle spielt – sie ist eng verknüpft mit dem, was wir zu uns nehmen. In dieser Gemengelage treffen Fakten und Meinungen aufeinander, was gute Ernährung ausmacht.

Das betrifft nicht zuletzt das Grundnahrungsmittel Milch. Unsere Milch steht im Kreuzfeuer der Kritik, wird zum Umweltproblem und Gesundheitsrisiko erklärt. Die Liste der Vorurteile ist lang – und steht dennoch im Widerspruch zum Kaufverhalten der Konsumenten. Trotz der Unkenrufe und einem veränderten Konsumverhalten in den jüngeren Generationen hinsichtlich pflanzlicher Alternativen, befinden sich weiterhin Milch und Milchprodukte in den Kühlschränken des Landes.

Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Milch und Milchprodukte sind nicht nur Nahrungsmittel. Sie erfüllen auch einen psychologischen Aspekt. Sie stiften Zugehörigkeit und Identität in unserer Kultur. Milch ist für viele Erinnerung an Kindheit, an Momente, Situationen, Rituale. Das positive Geschmackserlebnis wird verknüpft mit den individuellen Geschichten jedes einzelnen. Zudem ist Milch gesundheitsfördernd. Sie ist Lieferant von hochwertigem Protein, Kalcium, Kalium, Vitaminen und Spurenelementen – und bei gesundheitlichen Aspekten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen weit besser als ihr Ruf: Denn laut einer laufenden wissenschaftlichen Studie des Universitätsklinikums Freiburg triggert Milch Krankheitsbilder aus diesem Bereich nicht. Fakten sollen endlich Sachlichkeit in den Diskurs bringen. Das bedeutet für die Milchindustrie aber auch, sich aller Kritik zu stellen, die notwendigen klimaneutralen Produktionsweisen einzuführen und auf die sich verändernden Foodtrends und Wünsche der Konsumenten einzugehen.