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14.04.2022

Lärm fürs Überleben

Jedes Jahr stehen Landwirte wieder vor dem gleichen Problem: Wie vollenden sie die Mahd, ohne dabei Wildtiere zu übersehen? Um sie im hohen Gras rechtzeitig aufzuspüren, entwickeln sie viele kreative Ideen. Der Holländer Rien van Erp ist überzeugt von einem besonderen Wildretter.

Rehe legen ihre Kitze gern im hohen Gras ab, bevor sie Nahrung suchen. Für Vögel sind Felder ein Schutz vor Füchsen, solange sie noch nicht flügge sind, und Kleinwild wie Hasen nutzen sie ebenfalls gern als Versteck. Dennoch werden diese Tiere immer wieder zu Opfern von Mähmaschinen. Landwirte können die Tiere vom Bock ihrer Fahrzeuge mit bloßem Auge oft nicht oder nicht rechtzeitig genug erkennen. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Holland versuchen sie daher, die Tiere schon vor der Mahd mit Jagdhunden aufzuspüren, mit Flatterband aufzuschrecken oder mit Drohnen zu erspähen, um sie vor schweren Verletzungen oder dem Tod zu schützen. Milchviehhalter, wie Rien van Erp aus dem niederländischen Nuland, setzen beim Mähen den sogenannten „Wildretter“ ein. „Das Gerät erzeugt ein störendes Geräusch, das Wild und Vögel verjagt. So schützen wir die Natur“, sagt er. Ob Landwirte nun gesetzlich verpflichtet dazu sind oder nicht – für ihn ist der Tierschutz selbstverständlich. „Auch das gehört zu unserer Arbeit.“

„Ich begrüße es sehr, dass diese Art des Naturschutzes gefördert wird, denn er ist nötig. Dazu können wir alle unseren Beitrag leisten.“

Rien van Erp, Milchviehhalter

Notwendiger Helfer

Der Wildretter ist ein kleines Gerät, das an den Akku des Traktors angeschlossen wird. Wenn der Traktor startet, erzeugt es ein ziemlich lästiges Geräusch, das auch Menschen wahrnehmen. Es schreckt Vögel und Kleinwild wie Hasen und Rehkitze auf, weshalb sie flüchten. „Die Mähbalken der Maschinen sind in den letzten Jahrzehnten viel breiter geworden und die Traktoren sind heute viel schneller“, sagt der Landwirt. Dadurch hätten die Tiere weniger Chancen, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. „Außerdem erschrecken manche Tiere nicht – oder nicht mehr – vor Motorengeräusch, und in diesen Fällen ist das Gerät ein gutes Hilfsmittel.“ Rien van Erp setzte sein Gerät schon im Sommer letzten Jahres ein. „Da sah ich einige Hasen wegspringen“, sagt er. Er wisse nicht genau, ob es durch den Traktor oder den Wildretter kam, doch das zeige sich bald. Jetzt im Frühjahr sei das Gras schließlich höher und es gäbe mehr Jungtiere.

Beitrag zum Tierschutz

Der Landwirt kennt viele Möglichkeiten Wildtiere aufzuspüren, zum Beispiel, indem er von innen nach außen mäht. Oder Nester markieren lässt. „Das übernehmen bei uns in der Region Freiwillige“, sagt van Erp. „Ich kündige an, wann ich mähen will, und sie suchen dann mit Ferngläsern nach Nestern auf der Wiese und markieren sie mit Stöcken.“ Die leeren Nester kann er beim Mähen einfach umfahren. „Ich begrüße es sehr, dass diese Art des Naturschutzes gefördert wird, denn er ist nötig“, ist der Milchviehhalter überzeugt. „Dazu können wir alle unseren Beitrag leisten.“

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