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05.07.2022

Mehr Milchgeld dank neuer Rasse

Familie Peters hat ihren Betrieb aus einer Not heraus auf Jersey-Kühe umgestellt – und war selbst überrascht von den Vorteilen.

An ihren Kühen war eigentlich nichts auszusetzen: Jedes Tier gab durchschnittlich 11.000 Kilo Milch mit 4,2 Prozent Fett und 3,5 Prozent Eiweiß bei drei Melkrunden pro Tag. Wunderbar! Doch das reichte angesichts der niederländischen Auflagen zur Verringerung der Phosphatemissionen bei Weitem nicht aus. Familie Peters musste sich von 91 ihrer 291 Kühen trennen, was dazu führte, dass sie nicht mehr kostendeckend arbeiten konnten. Der Betrieb erwirtschaftete rote Zahlen, während die Phosphatrechte teurer wurden. „Wir mussten etwas ändern“, sagt Landwirt Willy Peters.

Eiweiß und Fett in Massen

Schon immer interessierte er sich für Jersey-Kühe. Sie liefern enorme Milchgehalte: „Diese Kühe setzen ein Kilo Futter effizienter als jede andere Rasse in Fett und Eiweiß um“, so der 51-Jährige. Die relativ kleinen Tiere brauchen zudem nicht viel Futter, um Fleisch anzusetzen. Die klare Rechnung: Für 100 Holstein-Kühe lassen sich auf Grundlage der Phosphatvorgaben 130 Jersey-Kühe halten. Außerdem müsste die Familie ihre 1974 erbauten Boxen nun nicht mehr aufwendig vergrößern, da Jersey- Kühe kleiner sind als Holstein-Kühe.

Charakterstarke Tiere

Doch woher bekämen sie hundert Jersey-Kühe? In Dänemark fand die Familie eine erste Gruppe von 35 Tieren. „Schon nach wenigen Tagen betrug der Fettgehalt im Tank über fünf Prozent!“ Bei einem anderen dänischen Betrieb erwarb sie weitere 250 Kühe. Auf einen Schlag verkauften sie ihren Bestand von 185 Holstein-Kühen, und schon in derselben Woche trafen die 250 Jersey-Kühe ein. „Als die Transportfahrzeuge kamen, fragten wir uns, ob die Kühe überhaupt in den Melkstall gehen würden. Aber nachdem eine Kuh vorangegangen war, folgten die anderen problemlos." Charakterlich sind es neugierige Tiere, die gern Kontakt zu Menschen haben.

„Darum lieben wir sie so.“ Die heutige Herde besteht aus 280 Jersey-Kühen, die zweimal täglich in einem Melkstand mit zweimal sieben Plätzen gemolken werden. Die Tagesproduktion liegt bei etwa 22 Kilo Milch pro Kuh. Die zuletzt gemessenen Gehalte lagen bei 6,67 Prozent Fett und 4,39 Prozent Eiweiß. Die Jersey- Kühe fressen 19 Kilo Trockenmasse, während es bei den Holsteinern über 23 Kilo waren. Sie bekommen Grünfutter und Mais mit Kraftfutter als totale Mischration. Um die hohen Gehalte zu erzielen, brauchen die Jersey- Kühe verhältnismäßig viel Kraftfutter, erklärt Peters.

"Diese Kühe setzen ein Kilo Futter effizienter als jede andere Rasse in Fett und Eiweiß um.“

Landwirt Willy Peters aus Sint Anthonis.

Anspruchsvolle Versorgung

Ein Nachteil bei den Kühen: Sie sind klein und sehr mager, wenn sie einen Tag lang nichts fressen, liegen sie möglicherweise schon am nächsten Tag wegen Kalkmangels am Boden. „Diese Tiere haben keine Reserven“, sagt Peters. „Einem Kalb mit Durchfall verabreiche ich Wasser mit einem Elektrolyt, aber beim zweiten Mal muss ich ihm Milch geben, um den Energiemangel auszugleichen." Der Ausfall einer Jersey-Kuh ist ebenfalls eine teure Angelegenheit: Ein Tier kostet 1.700 Euro, bringt beim Verkauf aber nur 300 Euro ein, weil es über nicht viel Fleisch verfügt. „Darum ist es wichtig, Ausfällen vorzubeugen." Und weil die Tiere so wenig Reserven haben, muss der Landwirt sehr genau auf Abweichungen achten, gegebenenfalls schnell eingreifen. Darum tragen die Tiere einen Sensor im Halsband, der mit dem Smartphone des Landwirts verbunden ist. Die Sensoren messen 24 Stunden pro Tag das Verhalten jeder einzelnen Kuh. Für jede Kuhnummer werden in Echtzeit Daten auf dem Bildschirm angezeigt. Wann hat die Kuh gefressen, wie lange brauchte sie dafür, wann fing sie mit dem Wiederkäuen an, hat sie Hitzestress oder ist sie stierig? In der App auf einen Blick zu sehen.

Familie Peters arbeitet nun seit fast drei Jahren mit den Jersey-Kühen. Ein Zurück gibt es für sie nicht mehr. Warum auch? „Ich kann jetzt mit meiner Phosphatquote weit mehr Tiere halten als mit der alten Herde.“

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