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28.04.2020

„Landwirtschaft braucht Gesichter“

Wie gelingt ein besseres Verständnis zwischen Landwirt und Verbraucher? Buchautor Andreas Möller sieht das größte Konfliktpotenzial in einer mangelhaften Kommunikation

Schluss mit den Vorurteilen

Es ist nicht die Landwirtschaft im Ganzen, die Kritik verdient, sondern einzelne Aspekte und Praktiken. Diese Differenzierung sollten wir in öffentlichen Debatten deutlich machen, den Kritikpunkten dabei konsequent nachgehen. Ansonsten laufen wir Gefahr, „die Landwirtschaft“ zu einem Wirtschaftsbereich zu machen, der von weiten Teilen der Gesellschaft mit Widerstand wahrgenommen wird. Und bei Landwirten das Gefühl bestärkt, Ausgestoßene zu sein.

Gemeinsam an Lösungen arbeiten

Landwirtschaftliche Betriebe sind in vielen Regionen nicht nur wichtige Arbeitgeber und Ausbilder, an deren Schicksal unzählige Familien hängen: Sie nehmen auch Aufgaben vom Winterdienst bis zur freiwilligen Feuerwehr wahr. Vor allem aber produzieren sie als hochkompetente Spezialisten unsere Lebensmittel in einer historisch zuvor nie da gewesenen Qualität und Menge. Dies ist nur eine von vielen positiven Geschichten, die man erzählen sollte – ohne dabei Fragen der Umwelt- und Tierethik zu kaschieren. Diese Fragen betreffen nicht allein die Landwirte und eine anonyme „Agrarindustrie“. Wir als Gesellschaft müssen uns ihnen gemeinsam mit den Landwirten stellen.

Andreas Möller „Zwischen Bullerbü und Tierfabrik. Warum wir einen anderen Blick auf die Landwirtschaft brauchen“ Gütersloher Verlagshaus. Über seinen TwitterAccount @andmoeller kann man dem Autor direkt schreiben.

Gesicht zeigen

Nicht nur populäre Namen wie Steve Jobs oder Bill Gates zeigen es an: Der Kommunikationstrend heißt Personalisierung, gerade weil viele Themen der Wirtschaft komplexer werden. Auch die Landwirtschaft sollte darum mehr Geschichten nach vorn stellen, in denen es um einzelne Menschen und ihre Geschäftsideen geht. Und die den Schneid haben, als Absender möglichst ungeschliffener Botschaften aufzutreten. Die Landwirtschaft braucht Gesichter, die bleiben, Identifikationsfiguren, Innovatoren, Treiber, Bessermacher! Nichts schafft stärkere Bezüge als Personen und ihre Biographien – auch wenn nicht jeder als Apple-Gründer geboren wird.

Debatten ernst nehmen

Ohne gesellschaftliche Akzeptanz wird es in einer medial vernetzten Gesellschaft zunehmend schwerer, wirtschaftlich erfolgreich zu agieren. Gerade deshalb ist die vornehmste Aufgabe von Verbänden heute nicht mehr allein, Interessen zu bündeln und möglichst robust nach außen aufzutreten, sich am sprichwörtlichen „Gut gebrüllt, Löwe!“ zu orientieren. Verbände müssen vielmehr eine glaubwürdige Schnittstelle zur Gesellschaft bilden, die auch von Kritikern respektiert wird. Und zuhören, was dort vor sich geht.

Es gilt, dieses Wissen im Sinne einer frühzeitigen Analyse dann an die eigenen Mitglieder zurückzumelden – die Bauern auf das vorzubereiten, was wirklich kommt. 

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