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01.03.2018

Höherer Bonus mit Besucherprotokoll

Im Milkmaster-Bonussystem können Landwirte die Betreuung ihrer Kühe durch einen Tierarzt zweimal im Jahr nachweisen.

Alle DMK-Landwirte haben Mitte Januar das neue Besuchsprotokoll für regelmäßige Tierarztbesuche erhalten. Das Protokoll im Rahmen des DMK-eigenen Milkmaster-Programms zur nachhaltigen Milcherzeugung wurde zusammen mit Tierärzten überarbeitet und um einzelne Praxisfragen ergänzt. Es kann ab 2018 von allen Milcherzeugern verwendet werden. Mit diesem Besuchsprotokoll belegen DMK-Landwirte schon seit 2016, dass bei ihnen regelmäßig zweimal im Jahr eine Betreuung des Kuhbestandes durch einen externen Tierarzt stattfindet.

Auditoren überprüfen anhand der ausgefüllten Protokolle routinemäßig in den QM-Milch-/ Milkmaster-Audits, ob es die Zusammenarbeit zwischen Tierarzt und Landwirt gibt. Klarer Vorteil für die Milcherzeuger: Die Dokumentation der festen Zusammenarbeit zwischen Tierarzt und Landwirt zahlt, zusammen mit den Nachweisen zur Labordiagnostik, ein auf die Berechnung der Bonuspunkte im Rahmen von Milkmaster. Je höher die Punktzahl aus dem Milkmaster- Programm, desto höher das Milchgeld für Landwirte.

Tierwohl ist Kernthema für Kunden

Die Vorteile für die Molkerei beschreibt Dr. Klaus A. Hein, Geschäftsführer der Deutsches Milchkontor eG: „Tierschutz und Tierwohl sind zu einem Kernthema in unserer Gesellschaft geworden – und damit für unser Geschäftsmodell als Lebensmittelhersteller.“Für Kunden und Handelspartner sei es heute sehr wichtig, dass Lieferanten von Milchprodukten eine feste und regelmäßige Zusammenarbeit zwischen Tierarzt und Milcherzeuger dokumentieren könnten. Dr. Hein weiter: „Mit den Besuchsprotokollen der Tierärzte als fester Bestandteil unseres Milkmaster- Bonusprogramms können wir diese regelmäßige Kooperation zwischen Tierarzt und Landwirt belegen. Mehr noch: DMK kann so auch glaubhaft darlegen, dass über den Status Quo im Kuhstall hinaus mögliche Verbesserungsmaßnahmen in der Tierhaltung verbindlich besprochen werden.“

Ziel ist eine stete Verbesserung

Dennoch ist Kritik an dem neuerdings erweiterten Fragebogen von Tierärzten und Landwirten laut geworden. Bemängelt werden unter anderem Umfang und Detaillierungsgrad des Besuchsprotokolls. Dazu Tierarzt Dr. Matthias Link, der DMK bei der Neugestaltung des Besuchsprotokolls unterstützt hat: „Weder ist es möglich, die Tiergesundheit einer Herde in wenigen Fragen erschöpfend und exakt zu erfassen, noch erhebt die neue Checkliste einen Anspruch auf Vollständigkeit.“

Ziel des neuen Besuchsprotokolls sei es vielmehr, das Augenmerk auf „relevante Probleme der Milchkuhgesundheit zu lenken“ und einen Verbesserungsprozess“ einzuleiten, so Dr. Link (siehe Interview Seite 15).

Zuspruch von der Tierärzte-Kammer

Alles dreht sich um die Frage mit der laufenden Nummer 2.3.1 im Milkmaster- Programm: „Erfolgt eine regelmäßige Bestandsbetreuung durch den Tierarzt?“ Anhand von 18 Kriterien nimmt der Tierarzt den Kuhbestand in Augenschein. Und das wortwörtlich: Es handelt sich um eine visuelle Beurteilung durch den Tierarzt, nicht um eine klinische Untersuchung. Im ersten Teil des Kriterienkatalogs geht es um die Frage, wie der allgemeine Zustand der Milchkuhherde am Tag des Besuches ist. Grundlage dieser Fragen ist die Verordnung (EG) Nr. 853/2004 der Europäischen Union und die Anlage 2 der Milchlieferordnung der Deutsches Milchkontor eG. Im zweiten Teil des Besuchsprotokolls stehen die vergangenen sechs Monate im Blickpunkt: Wie sieht es mit der Tiergesundheit aus und welche Abgänge gab es aus welchen Gründen? Hier können aktuelle Daten der Milchleistungsprüfung oder aus den Herdenmanagementprogrammen helfen, vielmehr soll mit diesen Fragen die Aufmerksamkeit des Milcherzeugers auf relevante Punkte der Tiergesundheit gelenkt werden.

Das DMK-eigene Milkmaster- Programm beinhaltet fünf Bereiche: Kuhkomfort, Tiergesundheit, Umwelt, Fütterung, Milchqualität. Erfüllen Landwirt alle geforderten Kriterien in den Bereichen, erhalten sie 100 Bonuspunkte zugerechnet und erhöhen so ihr monatliches Milchgeld je Kilo. Im Bereich Tiergesundheit können 25 Bonuspunkte erreicht werden. Das Milkmaster-Programm hat seit seiner Einführung 2016 Zuspruch und geschäftliche Anerkennung erhalten. Dr. Uwe Tiedemann von der Tierärztekammer Niedersachsen sagte seinerzeit: „Kammer und Verband begrüßen das Milkmaster-Programm der DMK als eine Initiative zur Verbesserung der Tiergesundheit, des Tierschutzes und der Nachhaltigkeit der Milcherzeugung in Deutschland. Es gilt nun im Sinne der Sache die Zusammenarbeit zwischen Tierärztinnen und Tierärzten, Milcherzeugern und Molkereien zu vertiefen und Synergien zu nutzen.“ 

3 Fragen an Dr. Matthias Link

Welche Vorteile hat eine genau definierte Bestandsbetreuung?

Die tierärztliche Bestandsbetreuung ist ein wesentlicher Baustein zur kontinuierlichen Überwachung und Verbesserung der Tiergesundheit und der Leistungsfähigkeit einer Herde.Vertragliche Vereinbarungen und regelmäßige Protokolle helfen dabei, sich über gemeinsame Ziele abzustimmen. So können Fehlentwicklungen im Bestand frühzeitig erkannt und Vorbeuge-Maßnahmen ergriffen werden.

Sie haben DMK beim neuen Besuchsprotokoll unterstützt. Was ist besonders daran?

Die Besonderheit dieses Fragebogens ist seine Zielsetzung. Es geht um die regelmäßige Erhebung tiergesundheitsrelevanter Kennzahlen, um diese ins Bewusstsein zu rufen und Verbesserungspotenzial im Bestand zu erkennen. Nicht das Erreichen bestimmter Mindestwerte ist das Ziel, sondern der Betrieb soll ermuntert werden, mit dem betreuenden Tierarzt einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess zu starten.

Es gibt Kritik: Müssen die Fragen wirklich so detailliert sein?

Es ist nur annähernd möglich, die Tiergesundheit einer Herde in wenigen Fragen erschöpfend und exakt zu erfassen. Zahlreiche Forschungsprojekte befassen sich mit geeigneten Indikatoren für Tiergesundheit. Was fehlt, sind Erfahrungen mit der praktischen Umsetzung solcher Fragebögen.Für die Checkliste von DMK wurden solche Fragen ausgewählt, die das Augenmerk auf die relevanten Problemkreise der Milchkuhgesundheit lenken. Zusammen mit den Daten der MLP ergibt sich so ein recht gutes Bild über die Situation des Bestandes. Es geht weniger um die exakte Prozentzahl an zum Beispiel Lahmheiten in der Herde als vielmehr darum, Aufmerksamkeit zu wecken, wenn Probleme mit dem Fundament der Tiere auftreten.

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