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27.04.2023

„Die Ideen gehen uns eigentlich nie aus“

Ihm ist der Landwirt in die Gene gelegt: Frans Zanderink arbeitet daran, seinen Familienbetrieb für die siebte Generation zukunftsfähig zu machen.

„Unsere Kühe sind wie Fußballer der höchsten Amateurklasse. Die sitzen am Wochenende bis morgens halb vier in der Kneipe, essen dann noch einen Döner und stehen frühmorgens wieder auf dem Fußballplatz. Auf sie ist immer Verlass. Wir leben bereits in sechster Generation auf diesem Hof. Die Zanderinks haben Napoleon, den Achtzigjährigen Krieg, die Spanische Grippe, zwei Weltkriege und Corona überstanden. Daran muss ich immer denken, wenn es wieder mal schwierig für uns wird. Meine Großeltern hatten Enten, Hühner, Gänse, Schweine, Schafe, Kühe, Pferde. Dazu Getreide, Rüben, Gras, Heu und Holz. Um die ganze Arbeit zu bewältigen, beschäftigten sie vier Knechte, die auch im Haus wohnten. Im Laufe der Jahrzehnte spezialisierte sich der Betrieb. Mein Vater trennte sich von Hühnern, Gänsen und einem Teil des Ackerbaus und setzte auf Säue, Mastschweine und Kühe. Jede Generation zerstört etwas und baut etwas Neues auf. 2002 übernahm ich den Hof und riss die Schweineställe und den Anbindestall ab. 2015 bauten wir dann einen neuen Melkstand und einen Liegeboxenstall für 128 Kühe. Aber um gut wirtschaften zu können, brauchen wir noch zusätzliche Einnahmequellen, daher vermieten wir zwei Ferienwohnungen auf dem Hof.

„Wir setzen nicht mehr ausschließlich auf die Landwirtschaft. Dafür sind diese Zeiten zu ungewiss.“

Das Beherbergen von Gästen ist für uns kein lästiger Nebenerwerb. Im Gegenteil, er hat in meiner Familie Tradition, die bis in den Zweiten Weltkrieg zurückreicht. Meine Oma nahm Einwohner aus dem Westen des Landes auf, die durch die Hungersnot stark geschwächt waren. Bei ihr konnten sie wieder zu Kräften kommen. Diese Leute waren ihr sehr dankbar dafür. Eine der Familien, inzwischen in vierter Generation, kommt noch immer jedes Jahr. Wir haben zwei Söhne und eine Tochter, die hoffentlich einmal in unsere Fußstapfen treten werden. Meine Frau kümmert sich um die Verwaltung der Wohnungen, übernimmt die Buchhaltung, bearbeitet die Reservierungen und hält die Wohnungen sauber. Wir wollen, dass sich die Gäste wohlfühlen und stellen ihnen bei Ankunft immer Kaffee und Rosinenbrot auf den Tisch. Da sie für ihr Frühstück selbst sorgen, machen die Unterkünfte nicht so viel Arbeit.

 

Meine Frau kann dann immer noch auf dem Hof helfen oder für die Kinder sorgen. Für uns ist das Empfangen von Gästen abwechslungs- und lehrreich. Wir haben immer wieder welche, die noch nie Kühe aus der Nähe gesehen haben, und plötzlich wohnen sie zwischen ihnen. Wir erzählen dann, wie oft wir melken, warum die Kühe auf der Weide oder im Stall stehen, wohin die Milch geliefert wird und was der Unterschied zwischen einem normalen und einem Megastall ist. Hier lernen sie etwas, und können dabei auch noch frische Milch probieren. Manche Gäste kennen das Hofleben auch schon, darunter sogar Landwirte, denen die Ruhe und Entspannung in dieser Region lieber ist als ein Ferienpark.

 

Die Ideen gehen uns eigentlich nie aus. Zurzeit richten wir einen Naturfriedhof auf unserem 13 Hektar großen Waldstück am Ufer der Dinkel ein. In den letzten vier Jahren waren wir mit Bodensondierung, ökologischer Untersuchung von Flora und Fauna, der Überprüfung von Stickstoffemissionen, Bodenarten und Grundwasserständen beschäftigt. Außerdem wurde untersucht, wie sich unser Friedhofsplan in das kommunale Leitbild für Raumentwicklung integrieren lässt. Ich denke, dass wir Platz für eine gute Anzahl von Gräbern haben. Die einmaligen Kosten für einen Platz auf einem Naturfriedhof werden zum Teil in einen Fonds für die Pflege und Instandhaltung der Natur eingezahlt. Damit ist der Fortbestand des Friedhofs für lange Zeit gesichert – und damit hoffentlich auch die Existenz unseres Hofes.“

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