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02.12.2022

Bernd Welsch und Familie auf dem Milchhof Welsch in Wachtberg, Nordrhein-Westfalen

Wie jeder Landwirt sorgten wir uns 2022 um die Auswirkungen des Krieges, um Preissteigerungen, Lieferengpässe, Stromversorgung. Das war mehr als unangenehm. Doch es ist nichts gegen das Gefühl, das meine Familie und ich hatten, als es im Nachbarort zur verheerendsten Katastrophe kam, die ich in meinem Leben als Landwirt, aber auch als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr erlebt habe.

Bernd Welsch und seine Familie auf dem Milchhof Welsch in Wachtberg, Nordrhein-Westfalen

Im Juli 2021 brach die Flut über das Ahrtal ein. Wir leben etwa zehn Autominuten entfernt, ich kenne es seit meiner Kindheit. Wir gingen dort immer gern wandern. Mein Sohn setzte sich zusammen mit anderen Kollegen in unseren Schlepper und versuchte, die Straßen von den Massen an Geröll, Schlamm und Gegenständen zu befreien. Ich selbst war im Nachbarort im Feuerwehreinsatz, wo wir Keller leerpumpten und Aufräumarbeiten leisteten. Wir sahen so viele Menschen, die von heute auf Morgen alles verloren haben, was sie sich aufgebaut hatten. Was mich wirklich berührt und beeindruckt hat, war der Zusammenhalt und wie schnell die Zivilbevölkerung gleich mit angepackt hat. Zeitweise war es für uns gar nicht mehr möglich, ins Ahrtal zu fahren, weil sich die Autokolonnen der Freiwilligen so gestaut haben. Es fuhren mehr Leute ins Tal als aus dem Tal heraus. In Jahr 2022 voller weltbewegender Ereignisse, dachte ich immer: Wie gut, dass die Menschen in der Flutkatastrophe so ein Team waren. Wenn wir nur ein Stück von diesem selbstverständlichen Impuls des Helfens aufrechterhalten, schaffen wir auch diese Krise. Wir müssen selbst aktiv werden, uns gegenseitig materiell und finanziell stützen, auch stets eine offene Tür haben. Ich glaube, ich wäre nicht so zuversichtlich, wenn ich nicht gesehen hätte, dass Menschen dazu in der Lage sind.

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