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01.09.2018

Voll Fett - was die Milch wertvoll macht

Die Marktpreise für Fett und Eiweiß liefern sich seit Jahren ein Rennen. Schon länger liegt Fett vorn. Das dürfte erst mal so bleiben

Noch vor zehn Jahren galt Milchfett als eine Art Überschussproblem. „Reduziert Fett, Eiweiß ist besser“, war die vorherrschende Meinung. Milcherzeuger können das Verhältnis von Fett zu Eiweiß, den beiden Hauptnährstoffen der Milch, durch Fütterung und Züchtung beeinflussen. Investitionen der Molkereien flossen gern in Anlagen zur Herstellung eiweißstarker Produkte wie Magermilchpulver und Käse. Diese Lage hat sich gewandelt. Seit Jahren ist ein Auseinanderlaufen von Fett und Eiweiß zu beobachten. „Der Preis für Milchfett ist in Schritten immer weiter gestiegen.

Im Jahr 2017 liefen Fett und Eiweiß komplett auseinander und der Butterpreis erreichte ein Allzeithoch“, erklärt DMK-Analyst Mirko Wätjen (siehe Grafik rechts). „Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die Schere weiterhin groß sein wird. Allein schon, weil bei Magermilchpulver noch nennenswerte Interventionsbestände eine nachhaltige Preiserholung behindern.“ Wegen der hohen Fett-Nachfrage hat DMK in diesem Jahr das Verhältnis in der Bezahlung von Eiweiß zu Fett von 2:1 auf 1,5:1 geändert und wird sie perspektivisch weiter an diese Marktsituation angleichen. Warum setzen die Märkte voll auf Fett? Grundsätzlich ist die verfügbare Menge an Butterfett am Markt geringer. Gründe sind der erhöhte Absatz von fetthaltigem Käse und die gesunkenen Inhaltsstoffe in der Rohmilch. Dieses Fett fehlt im Markt.

Mirko Wätjen sieht noch weitere Gründe. „Das Image von Butterfett ist besser geworden. Die Verbraucher haben erkannt, dass Fett ein Geschmacksträger ist und die Produkte besser schmecken.“ So habe die Nachfrage nach fetthaltigen Backwaren, Sahne und Sahneprodukten stark angezogen. Im Sog der Butter gewannen auch Streichmischfette an Beliebtheit, meldet die Agrarmarkt Informations- Gesellschaft (AMI). Danach lag der Anteil der meist mit Rapsöl versetzten Butter im ersten Halbjahr 2018 bei rund 23 Prozent. Im Vorjahreszeitraum waren es noch rund 19 Prozent gewesen. Weil die Gesamtnachfrage nach Butter und Käse etwa gleich hoch geblieben ist, haben reine Pflanzenfett-Produkte wie Margarine Marktanteile verloren.

Für die zweite Jahreshälfte 2018 rechnet die AMI witterungsbedingt mit grundsätzlich anziehenden Marktpreisen. Die DMK Group jedenfalls hat für die sich verändernde Nachfrage von Fett und Eiweiß ausreichend Butterungskapazitäten. Mirko Wätjen: „Gleichzeitig können wir Proteintrends wie bei Babynahrung oder Milchdrinks durch vorhandene oder neue Kapazitäten bedienen.“

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